„Es ist noch Zeit zu handeln“: Die gewählten Beamten von Saint-Nazaire wollen die palästinensische Flagge am Rathaus hissen, der Bürgermeister der Sozialistischen Partei lehnt ab

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate forderte das linksgerichtete Abgeordnetensemble Solidaires et Écologistes (Ensemble Solidaires et Écologistes) den Bürgermeister von Saint-Nazaire in einer Pressemitteilung vom 16. Juni auf, die palästinensische Flagge über dem Giebel des Rathauses zu hissen. Doch zu ihrem großen Entsetzen lehnte der sozialistische Bürgermeister David Samzun jeglichen „Medienrummel“ ab.
Die Abgeordnetengruppe „Solidarität und Ökologie“ von Saint-Nazaire verurteilt die Untätigkeit der Gemeindemehrheit und fordert erneut, die palästinensische Flagge über der Rathausfassade zu hissen. Die Grünen kritisieren den Bürgermeister für seine Neutralität und seinen „Mangel an politischem Engagement“. Ihrer Meinung nach „ist noch Zeit zu handeln. Unsere Stimme zu erheben. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Geschichte über unser Schweigen urteilt.“
Doch laut dem Bürgermeister sind die Voraussetzungen für die Genehmigung dieses Antrags nicht gegeben.“ David Samzun erklärte, er habe bereits seine Solidarität und sein Mitgefühl mit allen Opfern dieser neuen Episode des Konflikts zum Ausdruck gebracht. Er fügte hinzu: „Wir hoffen, dass die Rathäuser der Französischen Republik eines Tages friedlich die Flaggen beider Staaten (Israel und Palästina) willkommen heißen können. Es ist klar, dass dies heute nicht der Fall ist.“
In den letzten Tagen waren die Präfekturen und Gemeinden mehrerer Städte in eine Art Flaggenkrieg verwickelt. Die Präfekturen von Seine-Saint-Denis und Hauts-de-Seine forderten die Rathäuser von Saint-Denis und Gennevilliers auf, die palästinensischen Flaggen von ihren jeweiligen Rathausgiebeln zu entfernen. In Nizza weht seit dem 7. Oktober die israelische Flagge auf dem Giebel des Rathauses. Am 16. Juni forderte die Präfektur Alpes-Maritimes sie auf, die Flagge zu entfernen. Doch Christian Estrosi, Bürgermeister von Horizons in Nizza, lehnte dies ab.
Theoretisch ist es seit einem Beschluss des Staatsrats aus dem Jahr 2005 verboten, eine ausländische Flagge am Giebel eines Rathauses zu hissen. Schon damals berief man sich auf das Neutralitätsprinzip. Doch 2022 tauchte die ukrainische Flagge als Zeichen der Unterstützung für die von Russland besetzte Ukraine in vielen französischen Gemeinden auf.
Und im Jahr 2024 entschied das Verwaltungsgericht, dass das Hissen der ukrainischen Flagge am Giebel des Rathauses von Saint-Germain-en-Laye (Yvelines) „symbolisch die Solidarität mit einer Nation zum Ausdruck bringen sollte, die Opfer militärischer Aggression war“. Das Gericht kam zu dem Schluss, dass diese Initiative „daher nicht als Ausdruck der politischen Meinung des Bürgermeisters angesehen werden kann“.
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